Legacy


Menhir 

Heiden auf dem Weg zum Erfolg

Eigentlich hatten viele MENHIR-Fans darauf gehofft, daß das neue Album der Band mit dem stolzen Titel "Ziuwari" noch im alten Jahr erscheinen würde, lag doch der Vorgänger "Thuringia" bereits zwei Jahre zurück. Nun erscheint es dieser Tage über Skaldic Art Productions. Im Soundcheck schnitten die Thüringer erstaunlich gut ab, und da mir "Ziuwari" wirklich gut gefällt, war es wieder einmal Zeit für ein Interview mit den beiden "Urgesteinen" Fix und Heiko, von denen letzterer auf meine Fragen mit dem ihm eigenen Mix aus Ernst und Humor antwortete.

LEGACY: Erzähl bitte kurz, was in der Zeit zwischen der Veröffentlichung von "Thuringia" und heute geschah!

HEIKO: Vom ursprünglichen Line-Up sind nur noch Fix und ich übrig. Manuela verließ uns Anfang des Jahres aus persönlichen Gründen. Im letzten Jahr ergänzte ein neuer Bassist namens Fritze und vor kurzem ein neuer Keyboarder namens Christian die Band, die sich bisher als Bereicherung für uns herausstellten. Sebastian, unser jüngster Mitstreiter, stieg nach dem "Thuringia"-Album ein. Er überzeugte uns durch sein solides Schlagzeugspiel. Bereicherung auch aus dem Grund, da unsere Mitstreiter nicht nur ihr Instrument beherrschen, sondern in ihrer Einstellung mit uns harmonieren. Es reicht eben nicht, wenn man nur weiß, wie man sein Instrument spielen muß, sondern man sollte auch wissen und vertreten können, was man da überhaupt spielt. Was nützt beispielsweise ein Gitarrenvirtuose in der Band, wenn dieser von den spirituellen und religiösen Beweggründen keinen blassen Schimmer besitzt? Trotz all diesen Veränderungen haben wir uns  in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt und den Problemen standgehalten. Wünschenswert für mich wäre irgendwann einmal ein stabiles Line-Up. Fix lacht schon wieder?

L: Nun, da hat er wohl allen Grund zu. Nach den Querelen bei der Produktion des letzten Albums habt ihr euch, wie es scheint, von vornherein mehr Zeit gelassen. Sehe ich das richtig?

H: Unser großes Manko war bislang immer der Sound. Wir versuchten, das Problem bereits auf "Thuringia" auszumerzen, doch aufgrund der veralteten Studiotechnik konnten wir nicht mehr daraus machen. Dieses Mal investierten wir wesentlich mehr Zeit für die Voreinstellungen des Schlagzeugsounds und testeten sogar mehrere Amps. Im Ganzen entstand dadurch auf "Ziuwari" ein besserer Sound als bei den Vorgängeralben. Aus unserer Sicht sind die Stücke heute ausgereifter als vor ein paar Jahren. Sie sind detaillierter, strukturierter und vermitteln ein abgerundeteres Gesamtbild in Hinsicht auf das Zusammenspiel von Text und Musik.

L: Das hört man dem Album ohne Zweifel an. Wie ich hörte, nimmst du, Heiko, seit geraumer Zeit auch Gesangsunterricht. Wie kamst du auf die Idee? Was sind deine Eindrücke? Gab es irgendwelche Schwierigkeiten in der Anfangsphase?

H: Mit dem Gesangsunterricht war das so: Irgendwann merkte ich, daß nun die Grenze des Möglichen erreicht war und ich nicht weiterkam. Um dem abzuhelfen, begann ich meine Stimme zu schulen, aber erst nach den Aufnahmen von "Ziuwari", was ja auch schon wieder ein Jahr her ist. Klassische Ausbildung finde ich jetzt sehr wichtig, da man diese Techniken nie selber erlernen kann. Wie sagt man so schön? Aller Anfang ist schwer.

L: Kannst du etwas zur Gestaltung das CD-Booklets sagen?


H: Das Cover habe ich komplett entworfen und mit unserem Layouter Fenrir verfeinert und bearbeitet. Dies dauerte bald länger als die eigentlichen CD-Aufnahmen. Das Thema des Covers lautet kurz und bündig das Leben, der Kampf und die spirituelle Hingabe unserer Vorfahren zu jener Zeit. Übrigens hat Fenrir auch unsere Netzseite erstellt und bearbeitet. Er hat auch selber eine Seite unter  www.fenriswarg.de.

L: Es gibt viele Leute, die sich eine Fortsetzung zu eurer "Buchonia"-MCD wünschen. Kannst du dir vorstellen, noch einmal so etwas Ähnliches zu fabrizieren? Ist Fix mit Odroerir diesbezüglich nicht sowieso ausgelastet?

H: Mit der MCD vor einigen Jahren haben wir den folkloristischen Weg betreten, was bei den Fans auch sehr gut angekommen ist. Irgendwann wird es natürlich einen Nachfolger der "Buchonia" geben, da diese Musik lediglich eine andere Ausdrucksweise unserer Gedanken und Gefühle in sich birgt. Das ist unabhängig davon, ob Fix mit Odroerir diesbezüglich von den Ideen her ausgelastet ist oder nicht.

L: Da du gerade den Weg der Folklore erwähnt hast: Wie nah an alten Traditionen seid ihr wirklich? Die Menschen damals glaubten an Götter wie Donar, Tyr oder eben vorher Ziu; sie opferten ihnen und richteten ihr Leben in gewisser Weise nach diesem Glauben aus. Tut ihr das auch? Welche Rolle spielt die Natur für euch in diesem Zusammenhang?

H: Als erstes müßte ich da erwähnen, daß ich mein Leben größtenteils so lebe, wie ich es will, ohne mir von irgend jemanden etwas diktieren zu lassen. Da sich meine Abneigung gegen die Kirche, das Christentum und somit auch gegen die regierenden, christlich geprägten Parteien richtet, war es früher oder später notwendig, eine eigene Lebensphilosophie zu finden. Dies kam nicht von heute auf morgen, sondern durch jahrelanges Selbststudium von Büchern. Auch Gespräche mit Gleichgesinnten und letztlich auch die Liebe zur Natur brachten uns gewissermaßen auf den Pfad der Heiden. Mit der Gründung von MENHIR sahen wir dann auch eine Möglichkeit, diese Erfahrungen und unsere Lebensphilosophie einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Wir hätten genauso gut über alles andere Texte machen können, aber mir ist es sehr wichtig, wenn man sich die heutige Gesellschaft so ansieht, die Menschen daran zu erinnern, wo ihre Wurzeln liegen. Auch ist mir klar, daß sich der größte Teil von ihnen einen Dreck darum schert und unsere Einstellung verspottet; aber der Teil, welcher nicht lacht, wird eines Tages froh darüber sein, anders gedacht und gelebt zu haben. Wir meinen damit, daß durch unseren Glauben wieder eine spezielle Beziehung zur Natur erwächst, welche in anderen Zeiten ein Überleben sicherte. Wie unsere Vorfahren mit der Natur zu leben, aus ihr Kraft zu schöpfen und sie zu ehren, ist unser Ziel. Die Kirche, welche Schuld daran trägt, daß unser einstiges heidnisches Gedankengut so gut wie ausgelöscht ist, verdient nur unseren Haß und unsere Abscheu. Wir kämpfen jetzt noch auf dem ideologischen Weg gegen sie an, indem wir alte thüringische Überlieferungen, Sagen, den Alltag unserer Vorfahren und die heidnische Götterwelt in unseren Liedern zum Leben erwecken.

L: Lieder sind ein gutes Stichwort! Was ich mich schon oft gefragt habe: du liest die Zeilen des Hildebrand-Liedes und du sprichst sie aus, singst sie sogar. Woher weißt du denn, ob das überhaupt so richtig bzw. authentisch ausgesprochen wird?


H: Als ich die Zeilen las, faszinierte mich diese alte Sprache. Dann entwickelte sich der Gedanke, es auch einmal zu versuchen, einen der Reime vorzutragen, zumal der Inhalt mit dem übrigen Material harmonisierte. Ich fühle und denke wie meine Vorfahren. Also versuchte ich in die Sprachwelt der Germanen einzutauchen. Diese Sprache wurde als sehr harter Wortlaut überliefert, also wird es sich auch so ungefähr angehört haben. Man kann sich also darüber streiten. Das war doch der Sinn der Frage, oder? 

L: Ja, das ist richtig. Die richtige Aussprache ist und bleibt wohl ein Streitpunkt. Ihr lebt eure Welt auch abseits des Alltages und eurer Musik aus. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß dies eine sehr zeit- und kostenaufwendige Leidenschaft ist! Allein die von euch empfohlene Netzseite "Authentische Pfeile und Bögen" spricht da eine deutliche Sprache, von Versanden mit original nachgefertigtem Schmuck oder Ausstattungen ganz zu schweigen. Kannst du bestimmte Versande oder Läden empfehlen? Hast du schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht?


H: Wie habe ich erst kürzlich zu Fix gesagt? „Wir haben eindeutig 115 von den 116 Hobbys zu viel!“ Ja, das alles ist sehr zeitaufwendig und ziemlich kostspielig, aber was soll's, es ist so eine Art Berufung, ohne die wir auch gar nicht leben wollen. Das meiste versuchen wir halt selber herzustellen, wie z.B. die Bögen, Tuniken usw. Zur Zeit sind wir beim Aufbau eines Lagers mit Zelt, Bogenstand und kleinen diversen anderen Sachen, um auf den ganzen Märkten nicht immer im Auto pennen zu müssen. Versande gibt es mittlerweile auch etliche, empfehlen wollen wir aber keinen speziellen, da fast jeder ein anderes Sortiment anbietet!

Soviel also von den beiden Wahlheiden aus Südthüringen. Man sagt ja, daß das dritte Album einer Band über ihren weiteren Erfolg und Werdegang entscheidet. Wenn das so sein sollte, dann kann man MENHIR nur beglückwünschen: etwas Besseres hätten sie nicht hervorbringen können! Ihr solltet Euch "Ziuwari" nicht entgehen lassen, denn es ist eine der schönsten Pagan Metal-Scheiben der letzten Zeit! Weitere Information gibt es unter www.ziuwari.de!

Jan Fischer

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