Die Geschichte Thüringens

Die Geschichte Thüringens reicht bis weit in die Vorzeit. Reste prähistorischer Menschen aus der Zeit von 30.000 v. Chr. und um 100.000 v. Chr. wurden bei Bizlingsleben beziehungsweise Weimar-Ehringsdorf gefunden. Bis zum 1. Jhd v.u.z siedelten die Kelten von Süddeutschland bis an den Thüringer Wald heran unb überschritten ihn an einigen Stellen.

Aus dieser Zeit sind erste Siedlungshinterlassenschaften und Kultplätze aus dem Thüringer Land bekannt, wie Umpfen, Steinsburg, Widderstadt, Alte Mark, Diesburg, Öchsen, Bayer um, nur einige zu nennen.
Ab dem 2. Jhd v.u.Z beginnend bis zur Zeit der Römerkriege dringen die germanischen Stämme der "Chatten" vom Nordwesten und die "Hermunduren" von der Saale her in das Thüringer Gebiet ein.
Tacitus berichtete in seinen Annalen über eine Salzschlacht ( im Jahre 58 ) an einem Grenzfluß zwischen "Hermunduren" und den "Chatten" (den heutigen Hessen). Wahrscheinlich an der "Werra", denn historische Quellen und topograpische Gegebenheiten lassen mit großer Sicherheit auf die Salzunger Solequellen als Streitopjekt schließen.

Die ersten Thüringer wurden erstmals um 380 n. Chr. erwähnt, aber schon 150 Jahre später ging das Thüringer Königreich in einer Schlacht im Kernland unter. Den fränkischen und slawischen Eroberern folgten viele Fürstenfamilien. Um 450 u.Z drang das riesige Herr des Hunnenkönigs Attila in Thüringen ein und forderten die Unterwerfung, so das Teile der Thüringer Stämme sich anschloßen.

Woher kommt der Name "Thüringen"? Folgendes ist überliefert:
Vor etwa 2000 Jahren erwähnt schon der römische Geschichtsschreiber Tacitus über die Vorfahren der Thüringer, nämlich den Hermunduren, welche in unseren Gefilden siedelten.
Ein Deutungsversuch des Namens lautet folgendermaßen, daß aus ihnen mit Vermischung der Angeln und Warnen der Volksstamm der Thüringer entstanden sei, welche damals den Donnergott Thor (Donar) verehrten. Die Söhne Thors (Thoringa).

Doch lange bevor die Gerichte (Things) unter Donars Hammer gefällt wurden, war der Kriegsgott Tyr (Tiuz, Tiwaz) als höchste Gottheit in unserer Gegend.
Man gründete das Königreich Toringi (um 400 erstmals erwähnt), dem das heutige Bundesland seinen Namen verdankt. Seine größte Ausdehnung -von der Altmark bis zu Main und Donau- erreichte dieses Königreich um 500 unter Bisinius.
Als der Gotenkönig Theoderich dr Große 529 starb erlosch die Allianz mit den Goten. Zwei Jahre später nutzten unsere Erzfeinde dies aus und 531 wurde in der Schlacht an der Unstrut das Thüringer Königreich von den Sachsen und den Franken unter Führung des Theuderich erobert und aufgeteilt.

Der nördliche Teil kam unter sächsische, der größere südliche unter fränkische Herrschaft.

Dazu folgende Sage von Herminafried (Irminfried), Iring und Dieterich (Theuterich):

Der Frankenkönig Hugo (Chlodwig) hinterließ keinen rechtmäßigen Erben außer seiner Tochter Amelberg, die an Irminfried, König von Thüringen, vermählt war. Die Franken aber wählten seinen unehelichen Sohn Dieterich zum König; der schickte einen Gesandten zu Irminfried um Frieden und Freundschaft; auch empfing ihn derselbe mit allen Ehren und hieß ihn eine Zeitlang an seinem Hofe bleiben. Allein die Königin von Thüringen, welche meinte, daß ihr das Frankenreich mit Recht gehörte und Dieterich ihr Knecht wäre, berief Iring, den Rat des Königs, zu sich und bat ihn, ihrem Gemahl zuzureden, daß er sich nicht mit dem Botschafter eines Knechtes einlassen möchte. Dieser Iring war sehr stark und tapfer, klug und fein in allem Ratgeben und brachte also den König Dieterich ab, wozu ihm die andern Räte geraten hatten. Daher trug Irminfried dem Abgesandten auf, seinem Herrn zu antworten, er möge doch eher sich die Freiheit als ein Reich zu erwerben trachten.

Worauf der Gesandte versetzte: »Ich wollte dir lieber mein Haupt geben als solche Worte von dir gehört haben; ich weiß wohl, daß um derentwillen viel Blut der Franken und Thüringer fließen wird. Wie Dieterich diese Botschaft vernommen, ward er erzürnt, zog mit einem starken Heere nach Thüringen und fand den Schwager bei Runibergun seiner warten. Am ersten und zweiten Tage ward ohne Entscheidung gefochten; am dritten aber verlor Irminfried die Schlacht und floh mit den übriggebliebenen Leuten in seine Stadt Schiding, am Flusse Unstrut gelegen. Da berief Dieterich seine Heerführer zusammen. Unter denen riet Waldrich, nachdem man die Toten begraben und die Wunden gepflegt, mit dem übrigen Heere heimzukehren, das nicht hinreiche, den Krieg fortzuführen.

Es hatte aber der König einen getreuen, erfahrenen Knecht, der gab andern Ratschlag und sagte, die Standhaftigkeit wäre in edlen Dingen das Schönste, wie bei den Vorfahren; man müßte aus dem eroberten Lande nicht weichen und die Besiegten wieder aufkommen lassen, die sonst durch neue Verbindungen gefährlich werden könnten, jetzt aber allein eingeschlossen wären. - Dieser Rat gefiel auch dem König am besten, und er ließ den Sachsen durch Gesandte anbieten: wenn sie ihm ihre alten Feinde, die Thüringer, bezwingen helfen, so wollte er ihnen deren Reich und Land auf ewig verleihen.

Die Sachsen ohne Säumen schickten neun Anführer, jeden mit tausend Mann, deren starke Leiber, fremde Sitten, Waffen und Kleider die Franken bewunderten. Sie lagerten sich aber nach Mittag zu auf den Wiesen am Fluß und stürmten am folgenden Morgen die Stadt; auf beiden Seiten wurde mit großer Tapferkeit gestritten, von den Thüringern für das Vaterland, von den Sachsen für den Erwerb des Landes. In dieser Not schickte Irminfried den Iring ab, Schätze und Unterwerfung für den Frieden dem Frankenkönig anzubieten. Dieterichs Räte, mit Gold gewonnen, rieten um so mehr zur Willfahrung, da die Sachsen sehr gefährliche Nachbarn werden würden, wenn sie Thüringen einbekämen; und also versprach der König, morgenden Tages seinen Schwager wieder aufzunehmen und den Sachsen abzusagen.

Iring blieb im Lager der Franken und sandte seinem Herrn einen Boten, um die Stadt zu beruhigen; er selbst wollte sorgen, daß die Nacht die Gesinnungen nicht änderte. Da nun die Bürger wieder sicher des Friedens waren, ging einer mit seinem Sperber heraus, ihm an dem Flußufer Futter zu suchen. Es geschah aber, daß der Vogel, losgelassen, auf die andere Seite des Wassers flog und von einem Sachsen gefangen wurde. Der Thüringer forderte ihn wieder, der Sachse weigerte ihn. Der Thüringer: »Ich will dir etwas offenbaren, wenn du mir den Vogel lässest, was dir und deinen Gesellen sehr nützlich ist.« Der Sachse: »So sage, wenn du haben willst, was du begehrst!« - »So wisse«, sprach der Thüringer, »daß die Könige Frieden gemacht und vorhaben, euch morgen im Lager zu fangen und zu erschlagen!« Als er nun dieses dem Sachsen nochmals ernstlich beteuert und ihnen die Flucht angeraten hatte, so ließ dieser alsbald den Sperber los und verkündigte seinen Gefährten, was er vernommen.

Wie sie nun alle in Bestürzung und Zweifel waren, ergriff ein von allen geehrter Greis, genannt Hathugast, ihr heiliges Zeichen, welches eines Löwen und Drachen und darüber fliegenden Adlers Bild war, und sprach: »Bis hierher habe ich unter Sachsen gelebt und sie nie fliehen gesehen; so kann ich auch jetzt nicht genötigt werden, das zu tun, was ich niemals gelernt. Kann ich nicht weiterleben, so ist es mir das liebste, mit den Freunden zu fallen; die erschlagenen Genossen, welche hier liegen, sind mir ein Beispiel der alten Tugend, da sie lieber ihren Geist aufgegeben haben, als vor dem Feinde gewichen sind. Deswegen laßt uns heut in der Nacht die sichere Stadt überwältigen.«

Beim Einbruche der Nacht drangen die Sachsen über die unbewachten Mauern in die Stadt, brachten die Erwachsenen zum Tod und schonten nur die Kinder. Irminfried entfloh mit Weib und Kindern und weniger Begleitung. Die Schlacht geschah am 1. Oktober. Die Sachsen wurden von den Franken des Sieges gerühmt, freundlich empfangen und mit dem ganzen Lande auf ewig begabt. Den entronnenen König ließ Dieterich trüglich zurückrufen und beredete endlich den Iring mit falschen Versprechungen, seinen Herrn zu töten.

Als nun Irminfried zurückkam und sich vor Dieterich niederwarf, so stand Iring dabei und erschlug seinen eigenen Herrn. Alsbald verwies ihn der König aus seinen Augen und aus dem Reich, als der um der unnatürlichen Tat allen Menschen verhaßt sein müßte. Da versetzte Iring: »Ehe ich gehe, will ich meinen Herrn rächen«, zog das Schwert und erstach den König Dieterich. Darauf legte er den Leib seines Herrn über den des Dieterich, auf daß der, welcher lebend überwunden worden, im Tod überwände; bahnte sich Weg mit dem Schwert und entrann. Irings Ruhm ist so groß, daß der Milchkreis am Himmel Iringsstraße nach ihm benannt wird.

Fast 1.400 Jahre hindurch blieb das einstige Reich zersplittert. Und die Zersplitterung erreichte hier ein solches Ausmaß, daß diese Region später zum Inbegriff deutscher Kleinstaaterei wurde und bis zum heutigen Tage davon geprägt ist. Die gewaltsame Christianisierung wurde vor allem von dem Benediktinermönch Bonifatius vorangetrieben, der 742 in Erfurt ein Bistum errichtete Zu Beginn des 10. Jahrhunderts ging die Vormachtstellung in Thüringen an die sächsischen Ludolfinger über, deren Herzog Heinrich 919 zum deutschen König gewählt wurde.

Um die häufigen Überfälle der Ungarn abzuwehren, ließ Heinrich I. an der Saale ein Reihe von Burgen sowie in Erfurt, Tilleda, Wallhausen und Allstedt Pfalzen errichten. 933 wurden die Ungarn endgültig vertrieben. Nach dem Tod von Heinrichs Urenkel Otto III. löste sich der Verbund Sachsen und Thüringen auf.
Einflußreiche Adelsgeschlechter übernahmen das Regiment -zunächst die Grafen von Weimar, dann die aus Franken stammenden Ludowinger, 1130 von Kaiser Lothar zu Landgrafen erhoben. Die Staufer vergrößerten im die Reichsterritorien in Nordthüringen, im Vogtland und im Saaletal. Den später sagenumwobenen Kyffhäuser befestigten sie mit einer gewaltigen Burganlage. 1247 starb Heinrich Raspe, der letzte Ludowinger.

Sein hessischer Besitz fiel nach einem Kriege gegen die sächsischen Wettiner an Sophie von Brabant, die Tochter der heiligen Elisabeth, und deren Sohn Heinrich das Kind. Herren von Thüringen wurden die Wettiner, die sich 100 Jahre später im sogenanntem Grafenkrieg gegen den aufbegehrenden heimischen Adel behaupten konnten.